Alte Kunst in guten Händen

Blick in die Restaurierungs-Werkstätten auf der Veste Coburg

Di, 12. Okt. 2021

In den Kunstsammlungen der Veste Coburg lagern viele Schätze. Bevor die Exponate ausgestellt werden, müssen sie oft aufwendig restauriert werden. Einen Einblick gibt dieser Beitrag.

Sehen, was man sonst nicht sieht. Wir haben ein Blick hinter die Kulissen der Kunstsammlungen der Veste Coburg geworfen und zwei Restauratoren über die Schulter geschaut.

Es sind Kunstobjekte vergangener Zeiten, aus Stahl und Messing gefertigt und teilweise vergoldet. Die beiden Duellier-Pistolen sollen ausgestellt werden und sind in der Werkstatt von Restaurator Heiner Grieb gelandet.

Heiner Grieb - Restaurator
„Meine Aufgabe besteht jetzt darin, die Stücke ausstellungsfähig zu machen. Die sind zwar in einem sehr guten Zustand, aber wir wollen sie ja jetzt in der Sonderausstellung präsentieren. Und da ist das technische Erfahren für den Museumsbesucher sehr wichtig.“

Mit geschultem Blick, hoher Konzentration und speziellen Werkzeugen macht sich Grieb an die Arbeit. Beide Pistolen müssen gereinigt und neu konserviert werden.

Vorsichtig demontiert er die Waffe. Die besteht aus 50 Bauteilen. Er reinigt die Einzelteile in einem Bad mit Aceton und im Feinstrahlgerät mit weichem Strahlmittel, um verharztes Öl und Korrosionsschichten zu entfernen. Mit einem organischen Lösungsmittel werden die Metallteile entfettet und mit mikrokristallinem Wachs überzogen und nachpoliert.

An einer der beiden Waffen fehlt ein sogenannter Pfannendeckel. Gut, dass bei dem Parallel-Stück, der zweiten, identischen gearbeiteten Pistole dieses Teil erhalten ist.

Heiner Grieb - Restaurator
„Aber die Hauptarbeit war eigentlich die Ergänzung von diesem Pfannendeckel, der hat nämlich gefehlt und wir hatten aber vom zweiten Stück vom Parallel -Stück noch den Pfannendeckel erhalten und so konnte ich den kopieren. Ich habe ihn in Zinn, in einem Sandguss-Verfahren abgeformt und entsprechend patiniert und angepasst.“

Der Gussrohling wird neu angefertigt, die Oberfläche gefeilt, geschliffen, poliert und mit einem Schutzüberzug versehen. Hierzu wird bewusst ein technisch unpassendes Material verwendet, damit die museale Ergänzung sichtbar bleibt. Zum Schluss wird das neue Teil mit einer neu angefertigten Schraube an die Pistole montiert. Beide Waffen sind jetzt bereit für die Präsentation.

Im Kupferstichkabinett ist Grafik-Restaurator Wolfgang Schwahn zuhause. Vor ihm liegt ein schweres Buch. Es handelt sich um ein Album, das Prinzessin Alexandrine, die Tochter des badischen Großherzogs Leopold, als Hochzeitsgeschenk erhalten hat. Alexandrine heiratete im Jahr 1842 den Coburger Erbprinzen und späteren Herzog Ernst II von Sachsen-Coburg und Gotha. Das Album enthält Werke badischer Künstler, die hofften, Alexandrine möge sich auf diese Weise stets an die Künstler ihrer Heimat erinnern.

Leider sind 13 Zeichnungen aus dem Band herausgelöst. Dadurch wurde die Bindung des Albums beschädigt, sodass nun jedes Umblättern die Kunstwerke gefährdete. Nach der Restaurierung sind Lücken mit speziellen Papierfalzen und eingefärbten Leerseiten gefüllt, gelockerte Heftungen sind stabilisiert und die losen Zeichnungen wieder befestigt.

Auch ein großer Kupferstich, der lange zusammengerollt im Depot lag, ist dringend zu behandeln. Das aus drei Teilen zusammengesetzte Blatt stellt Alexander den Großen dar, wie er mit seinen Truppen das Heer der Perser besiegt. Der Zustand des Kupferstiches ist kritisch. Die Vorderseite hatte man mit einer firnisartigen Schicht bedeckt, die heute Spannungen erzeugt. Die Rückseite wurde vor langer Zeit mit mehreren Lagen Papier verklebt; später wurden die Verklebungen spröde. Es gibt Brüche und Risse.

Schwahn arbeitet mit Fingerspitzengefühl und Akribie. Spezielle Enzyme helfen, den Klebstoff der rückseitigen Papierlagen zu lösen. Wenn diese abgetrennt sind, wird der Kupferstich in einem speziellen Wässerungsverfahren gereinigt. Anschließend werden die zahlreichen Risse geschlossen, der Kupferstich rückseitig mit Japanpapier neu verstärkt und Fehlstellen mit Pastellstiften retuschiert.

Der restaurierte und geglättete Kupferstich kann nun in einem Planschrank gelagert werden.

Ob Duellier-Pistolen oder Kupferstich – die Restaurierung ist ein spannender und anspruchsvoller Prozess.

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