Brauerei Gaststätten vor dem Aus?

Wirtschaftliche Hilfen fließen nur langsam

Sa, 16. Jan. 2021

Je länger der Lockdown andauert, desto mehr geraten Unternehmen in eine wirtschaftliche Schieflage. In diesem Beitrag geht es um die Situation der Brauereigaststätten. Wir waren zu Gast im Hotel Brauereigasthof Grosch.

Christof Pilarzyk hat momentan viel Zeit. Sein Unternehmen, der Hotel Brauereigasthof Grosch in Rödental, arbeitet auf Sparflamme, das Restaurant ist seit Monaten geschlossen, das Hotel fast leer, die Mitarbeiter in Kurzarbeit.

Brauereigaststätten wurden bei den finanziellen Hilfen zunächst nicht berücksichtigt. Das wurde zwar nachgebessert. Aber: Um die Novemberhilfe und damit 75 Prozent des Vorjahresumsatzes zu erhalten, müssen die Brauereigaststätten mindestens 80 Prozent ihres Umsatzes mit der Gastronomie machen.

Christof Pilarzyk - Hotel Brauerei Gasthof Grosch
„Die sogenannten Wirtschaftshilfen, die unkompliziert und schnell erreichen sollten, sind weder unkompliziert, noch haben sie uns schnell erreicht. Wir in unserem Fall, wir haben eine kleine Abschlagszahlung bekommen. Die aber bei Weitem nicht reicht diese Lücken zu schließen, die wir haben und ganz dramatisch ist es bei den Kollegen, die im Schwerpunkt auch einen Braugasthof haben wie wir, aber zum Beispiel 30 Prozent Anteil haben an der Brauerei, die bekommen überhaupt keine Unterstützung.“

In Bayern gehen demnach um die 300 Brauereigasthöfe leer aus. Pilarzyk befürchtet, dass viele seiner Kollegen nach dem Lockdown nicht mehr existieren werden.

Christof Pilarzyk - Hotel Brauerei Gasthof Grosch
„Das ist die aktuelle Lage und die ist dramatisch. Also wir stehen hier vor einem Massenbankrott. Massenbankrott von Braugasthöfen. Also entweder Du hast viel Geld auf der hohen Kante. Nur die Wenigsten, die ich kennen, haben Geld auf der hohen Kante, denn uns Mittelständler zeichnet ja aus, dass wir das Geld nicht an irgendwelche ominösen Aktionäre auszahlen, sondern, dass das Geld zurück in die Firma fließt und dort etwas entsteht.“ 

Auch Pilarzyk hat in den vergangenen Jahren kontinuierlich in sein Unternehmen investiert, vor zehn Jahren hat er ein neues Hotel gebaut und den Betrieb generalsaniert. 60 Mitarbeiter sind bei ihm beschäftigt, fünf Leute in der Brauerei. Aktuell befinden sich 90 Prozent seiner Mitarbeiter in Kurzarbeit.

Silvana Goller - Braumeisterin
„Ja, also wir sind natürlich alle in Kurzarbeit. Das komplette Team, wir sind ja meistens zweimal in der Woche da. Das ist natürlich auch vom Gehalt her auch alles weniger, Kurzarbeitergeld, ich glaube, seit Juni. Das merkt man natürlich.“

Die finanziellen Einbußen betreffen das Personal und die gesamte Branche. Nach fünf Monaten Dauerschließung gehe die Liquidität aus, sagt Pilarzyk und prangert die Bürokratie bei der Beantragung der zugesagten wirtschaftlichen Hilfen an.

Christof Pilarzyk - Hotel Brauerei Gasthof Grosch
„Das aktuelle Beispiel: 35 Milliarden stehen bereit, 4,5 Milliarden sind beantragt und 1, 5 Milliarden ausgezahlt. Warum muss doch die Frage sein, sind so wenige Anträge da?
Das Ganze wäre ganz einfach, wir sind alle beim Finanzamt gemeldet, das Finanzamt hat alle Finanzen dieser Welt, also es wäre sehr einfach über das Finanzamt zu gehen, wie viel hatten wir das vorige Jahr. Fertig. Unproblematisch. Nein, es wird ein Bürokratiemonster aufgebaut."

Der Lockdown wird vorerst bis Ende Januar andauern, wie es danach weiter geht, ist noch unsicher. Sicher ist aber: Die wirtschaftliche Situation der Brauereigaststätten ist äußerst kritisch. 

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