Der Ball rollt nicht

Amateurfussball im Niemandsland

Do, 30. Apr. 2020 · Esgehtnurgemeinsam

Die coronabedingte Zwangspause stellt auch viele Sportvereine auf eine harte Probe. Beispiel Amateurfussball. Dort soll die Saison jetzt im Sommer fortgesetzt werden und spätestens im Sommer 2021 beendet sein.

Seit Anfang März rollt kein Ball auf Bayerns Fußballplätzen, wie hier beim Bezirksligisten SV Ketschendorf, einem von 4500 Vereinen im Bayerischen Fußballverband, zuständig für den Amateurfußball im Freistaat. Seitdem ringt Europas sechsgrößter Fußballverband darum, wie es nach der Coronabedingten Zwangspause weitergehen soll. Kürzlich fiel die Entscheidung: Die aktuelle Saison soll fortgesetzt werden.

Michael Schulz - 1. Vorsitzender SV Ketschendorf
„Wir warten jetzt erst einmal auf den Tag, an dem wir informiert werden, dass wir uns wieder vorbereiten dürfen auf den nächsten Spieltag, geplant ist das Ganze jetzt mal ab Anfang September, soll heißen, dass wir uns ab Anfang August wieder Gedanken machen, wie wir uns vorbereiten, um in die neue Rückrundensaison zu gehen.“

Glücklich ist man nicht nur beim SV Ketschendorf mit dieser Entscheidung nicht, auch wenn sie als Verbandsmitglied natürlich mitträgt: Die aktuelle Saison wäre erst spätestens Ende Juni 2021 beendet. Eine ungewöhnliche Entscheidung, andere Sportarten haben sich für Abbrüche entschieden, andere planen die Saison jetzt noch irgendwie zu Ende zu bringen. Doch beim BFV fürchtet man Klagewellen bei einem Abbruch und zwei Drittel der bayerischen Vereine haben für eine Fortsetzung gestimmt.

Michael Schulz - 1. Vorsitzender SV Ketschendorf
„Wir haben uns als Verein für einen Abbruch der Saison entschieden, also wir gehören zu dem einen Drittel, das die Saison nicht zu Ende führen wollte. Wir haben uns intern beraten und haben unsere Sichtweisen in Pro und Contra bewertet, der Spielbetrieb ist das eine das andere Thema sind Planungsszenarien, wie geht’s weiter mit dem Kader, mit welchem Kader spielst du die Rückrunde zu Ende, kommen die Neuzugänge, dürfen sie erst später kommen, das hat natürlich auch Auswirkungen auf individuelle Planungen von Spielern und Funktionären.“

Die Unsicherheit beim SV Ketschendorf ist typisch für die Situation im bayerischen Amateurfussball. Nicht zuletzt macht sich der Spielausfall nämlich auch in den Kassen bemerkbar.  Gerade der Amateursport lebt vor allem auch von den Zuschauern.

Michael Schulz - 1. Vorsitzender SV Ketschendorf
„Bei uns geht eigentlich traditionell nach der Winterpause die Hochsaison los, wir haben eigentlich unseren stärksten Umsatz ab Anfang Mitte März bis zum Saisonende, da wird natürlich auch immer ein wenig Speck zugelegt, den man benötigt, wenn die ruhigere Jahreszeit kommt, die Einnahmen, ich rede jetzt mal von ca. 40 Prozent des Jahresbudgets, sind nicht zu erzielen, das wird uns natürlich beschäftigen.“

Und so sehnt man sich nicht nur beim SV Ketschendorf schon danach, dass der Ball möglichst bald wieder rollt. Am Buchberg steht dann vermutlich gleich ein Derby an: Nach Ende der Zwangspause kommt der TSV Mönchröden.

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