Gravur – Back on Tour

Neue Interpretation einer alten Technik

Mo, 22. Jun. 2020

Gravierte Gläser kennt vermutlich jeder. Aber: Glasgravur ist weit mehr. Eine Sonderausstellung im Europäischen Museum für Modernes Glas zeigt einen völlig neuen Umgang mit der alten Technik, innovativ und manchmal auch sozialkritisch.

Dr. Sven Hauschke Direktor Kunstsammlungen Veste Coburg
"Das ist eine Arbeit von Tinne Vroonen aus Belgien, die das gravierte Glas mit Papier verbindet.
Diese drei Kinderkleider suggerieren einmal eben auch den Lebensraum, vielleicht einer Familie, Mutter, Kind. Auf der anderen Seite sind die Darstellungen sozialkritisch zu verstehen. Es geht um Vertreibung, um Eingesperrtsein, um Ausgrenzung, um Flucht, Flüchtlinge sind thematisiert. Da ist ein Subtext in diesen Arbeiten, die plötzlich eine ganz andere Dimension eröffnen.“

Zugegeben es ist ungewönlich: Handgeschöpftes Papier in Verbindung mit graviertem Glas.
Where´s my baby – geschaffen von der belgischen Künstlerin Tinne Vroonen -  heißt die Installation, die eine sozialkritische Botschaft sendet. Daran denkt man bei dem Thema Gravur auf Glas vermutlich nicht. Aber, genau diese Überraschungen sind es, die bei einem Gang durch die Sonderausstellung im Europäischen Museum für Modernes Glas beeindrucken.

Dr. Sven Hauschke Direktor Kunstsammlungen Veste Coburg
„Die Ausstellung, die wir hier im Glasmuseum zeigen `-Gravur back on Tour - widmet sich einer Technik der Glasgravur, die schon in der Antike bedeutend war, im 19. Jahrhundert und früher, auch im Barock sehr viel zentrale Arbeiten geschaffen hat, vor allem sehr viel für das Gebrauchsglas. Die Gravur ist auch im Studioglas im modernen Glas ein Thema und war vor allen Dingen in den 1970er und 80er Jahren verbreitet. Sie ist dann aufgrund der anderen Techniken, die aufkamen ein bisschen in den Hintergrund geraten.“

Im Vordergrund stehen jetzt 90 Objekte, die den ganzen Kosmos der Gravur eröffnen. Es sind aktuelle Momentaufnahmen von international tätig Künstlern, die den Aufbruch der Glasgravur in den vergangenen fünf bis acht Jahren zeigen.

Dr. Sven Hauschke Direktor Kunstsammlungen Veste Coburg
„Es gibt dieses international ‚european glas network‘, das eine Vereinigung oder ein loser Zusammenschluss von weit über 100 Glasgraveuren darstellt, von denen eben jetzt knapp 50 ausstellen und die haben sich vor gut sieben Jahren, 2013, in Frauenau im Glasmuseum getroffen, zu einem Workshop, haben eine Bestandsaufnahme gemacht und festgestellt, dass die Arbeitsbedingungen und die Ausstellungsbedingungen zunehmend schwieriger werden, und von den Künstlern eben eine Initiative war, dass ihre Arbeiten in Wanderausstellungen gezeigt werden.“

Die Ausstellung offenbart einen neuen, innovativen Umgang mit einem der ältesten Dekorationsverfahren und zeigt verschiedenste Techniken.

Dr. Sven Hauschke Direktor Kunstsammlungen Veste Coburg
„Eine der Techniken, die Sie hier sehen können, mit vielen Arbeiten ist die sogenannte Graaltechnik. Das ist eine Technik, die man erst mal nicht mit Glasgravur verbinden würde, weil das in der Regel Gefäße sind, schwere Vasen oder auch Schalen.“

Die Gefäße, Objekte, Skulpturen und Installationen sind bis 8. November 2020 im Studio des Europäischen Museums für Modernes Glas in Rödental zu sehen und zu kaufen.

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