Leben bis zur letzten Minute

Ein Besuch im Caritas-Hospiz Coburg

Mi, 6. Nov. 2019

Das Caritas-Hospiz Coburg wurde 2018 eröffnet. Wir durften jetzt in den Alltag blicken und haben festgestellt: Es ist vor allem ein Ort, an dem intensiv gelebt wird und zwar bis zur letzten Minute.

Sigrid Wiesentheit ist schwerkrank. Die Ärzte haben bei ihr Lungen- und Knochenkrebs im Endstadium diagnostiziert. Das heißt: Eine Heilung ist nicht mehr möglich.
Die 68-jährige ist Gast im Caritas- Hospiz Coburg, einem Ort, an dem todkranke Menschen in ihrer letzten Lebensphase liebevolle Zuwendung erfahren.

Sigrid Wiesentheit - Gast im Hospiz
„Also, es ist hier ein Traum. Das hat mit einem Krankenhaus überhaupt nichts zu tun. Die Schwestern sind immer für einen da, die haben auch Zeit für einen und Wünsche werden sofort erfüllt. Und, was ich so faszinierend finde, wenn Besucher kommen, dass sie ihre Haustiere mitbringen sollen. Das kennt man vom Krankenhaus gar nicht, also hier muss man wirklich das Personal loben.“

Es sind die Mitarbeiter, die diesem Ort Wärme und Geborgenheit verleihen. Zu dem Team gehören speziell geschulte Kräfte, wie Elfi Mönch, Diplom Krankenschwester, die speziell im Bereich Palliativmedizin weitergebildet wird. Ihre Aufgabe im Hospiz schätzt sie sehr, vor allem auch deshalb:

Elfi Mönch
„Das wirklich ausreichend Zeit ist, also wir haben hier acht Plätze und da sind immer zwei Pflegekräfte, vormittags sind wir zu Dritt, man kann sich in Ruhe immer hinsetzen, man kann sich für alle Pflegehandlungen wirklich viel Zeit lassen, wir tun nur das, was der Gast möchte.“

Auch Fellah Meyer arbeitet im Hospiz Coburg. Die Pflegefachkraft hat mit einem besonderen Schicksalsschlag zu kämpfen: Ihr Mann ist Gast im Hospiz. in dieser schweren Zeit kann sie auf das Team bauen.

Fellah Meyer - Pflegefachkraft
„Und in dieser Zeit habe ich erfahren, dass man mein Team, ich wusste immer, dass sie gut arbeiten, das sie, die anderen Leute auffangen, aber plötzlich, war ich in einer anderen Lage und plötzlich haben sie haben diesen Mantel, den sie ja eigentlich den anderen gegeben haben, den haben sie um mich gelegt und ich fühlte mich plötzlich so umgeben, von Menschen, die man von einer anderen Seite plötzlich wieder kennenlernt.“

Einen schützenden Mantel umlegen, genau das drückt der Gedanke der Palliativmedizin aus. Das bedeutet weit mehr als nur Symtomlinderung, sondern auch Zuhören und Trösten, sagt Professor Johannes Kraft, Chefarzt der Palliativmedizin der Regiomedkliniken.

Professor Dr. Johannes Kraft - Palliativmediziner
„Ein ganz berühmter Arzt aus dem 17. Jahrhundert, der hat in das damalige Medizinlehrbuch von ganz Europa, es war ein Medicus so zusagen, der Thomas Willis, der hat ganz am Anfang geschrieben: heilen selten, lindern oft und trösten immer. Warum, weil er gesagt hat, vergesst nicht diejenigen, die ihr nicht heilen könnt. Das waren damals sehr viele, die man nicht heilen konnte, aber auch heute heilen wir als Ärzte ja nicht unbedingt jede Krankheit, sondern ein Großteil von Krankheiten kann ja gar nicht geheilt werden. Und in gewisser Hinsicht nehmen ja auch chronische Erkrankungen zu und zum Beispiel eine dieser chronischen Erkrankungen ist Krebs. Also Krebs kann inzwischen zu fast 60 Prozent geheilt werden, aber die 40 Prozent, das sind ja Hunderttausende Menschen pro Jahr in Deutschland, die dürfen wir halt nicht vergessen.“

Aufgefangen werden diese Menschen zum Beispiel im Caritas - Hospiz in Coburg. Simone Lahl ist die gute gute Seele des Hauses. Die Entscheidung ein Hospiz zu leiten, hat sie sich nicht unbedingt leicht gemacht.

Simone Lahl - Leitung Hospiz
„Ich kann heute rückwirkend sagen, ich möchte nichts anders mehr machen. Es ist sowohl von der Arbeit, von den Menschen, von den Angehörigen, die man kennenlernt, von den Geschichten, die einen so zugetragen werden bis hin zu den Mitarbeitern genau das, was ich mir immer gewünscht habe, was ich mir immer vorgestellt habe. Es ist meins, es ist mein Ding.“

Das Caritas - Hospiz Coburg - ein Ort der Menschlichkeit und Wärme - vor allem ein Ort, an dem gelebt wird…bis zur letzten Minute.

Kommentare

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Meyer Margita Mi, 06. Nov 2019 · 20:02
Einfach nur schön zusehen, wie respektvoll und liebevoll mit den Menschen dort umgegangen wird. Danke an alle, die täglich dort arbeiten.

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