Von Coburg in die Welt

Von Coburg in die Welt

Di, 26. Jan. 2021

Die Kunstsammlungen der Veste Coburg verfügen über Schätze, die für Ausstellungen auf der ganzen Welt gefragt sind. Beim Transport zu den Ausstellungsorten gibt es mehr zu beachten als man vielleicht denkt.

Eine große Kiste. Mitten in der Waffenausstellung der Veste Coburg.
In ihr: ein Hundepanzer aus dem 17. Jahrhundert – eines der wenigen erhaltenen Stücke dieser Art. Am Vortag war das historische Objekt aus München zurückgekommen, wo es in der Ausstellung ‚Treue Freunde‘ zu sehen war.

Dr. Marcus Pilz – zuständiger Kurator
„Hundepanzer sollten gerade bei der Wildschweinjagd schwere Jagdhunde schützen, damit sie nicht von den wilden Ebern schwer verletzt werden. Denn auch solche Jagdhunde waren Statussymbole und wirkliche Wertgegenstände.“

Damit der Panzer aus Leinen unversehrt von A nach B kommt, gibt es beim Transport einiges zu beachten. Restaurator Heiner Grieb sieht jedoch vor allem das Klima als eines der größten Risiken.

Heiner Grieb – Restaurator für Kunsthandwerk und historische Waffen
„Das darf sich nicht verändern, das darf keine Schwankungen geben. Sonst könnten sich irgendwelche Risse oder irgendwelche Veränderungen am Objekt ergeben. Und deshalb nimmt man Klimakisten, also das sind ganz besonders dicke Kisten mit einer Isolierung, sodass wir die Feuchtigkeit und weitgehend auch die Temperatur stabil halten so gut wie es eben geht mit den technischen Möglichkeiten.“

Der Hundepanzer war nur einer von vielen verliehenen Objekten der Veste Coburg. Viele Stücke sind begehrt für Ausstellungen auf der ganzen Welt.

Dr. Sven Hauschke - Direktor Kunstsammlung Veste Coburg
Die Cranachs waren letztes Jahr in Finnland im Sinebrychoff-Museum. Das war eine Ausstellung „Cranach zum ersten Mal in Finnland“, bei der wir uns gern beteiligt haben. Cranach ist für Coburg ganz wichtig als Werkgruppe. Japan war vor einigen Jahren einst Ziel. Das ist immer sehr aufwendig, man muss prüfen: Wie sind die Transportmöglichkeiten? Und im Idealfall kommt man dann zusammen.“

Auch ein anderes Gemälde aus den Kunstsammlungen soll sich nun auf große Reise begeben. Ziel ist eine Ausstellung in Marseille, Südfrankreich. 

Das Kunstwerk, das nach einer berühmten Vorlage von Jan Cornelisz Vermeyen entstand, wird im Musée des la culture Méditerranée in einer Ausstellung über die Geschichte des Mittelmeers zu sehen sein. Das Bild zeigt die Einnahme der Festung „La Goletta“ in der Lagune von Tunis. Der niederländische Künstler begleitete Kaiser Karl V. auf seinem Tunisfeldzug 1535 und dokumentierte die Schlachten mit Liebe zum Detail. Für die Ausstellung in Marseille ist das Gemälde ein wichtiges Puzzlestück, weil es den Kampf um die Vormachtstellung christlicher und osmanischer Mächte im westlichen Mittelmeer eindrücklich bezeugt.

Die zwei Restauratorinnen Petra Zenkel-Schirmer und Marlies Hilsekorn wurden beauftragt, das Kunstobjekt zu begutachten und transportfähig zu machen.

Petra Zenkel-Schirmer – selbstständige Restauratorin
„Ja ein Transport ist immer ein Risiko und das war jetzt unser Auftrag auch, uns das Gemälde anzuschauen. Zu sehen: Ist alles fest? Ist irgendetwas lose? Hat sich die Malschicht vielleicht von der Leinwand gelöst? Und wenn ja – das war ja in dem Fall so, also die Malschicht hat sich gelöst an manchen Stellen – und das haben wir jetzt gefestigt. Das war aber nicht das Einzige. Also nach der Festigung haben wir dann noch einen Rückseitenschutz eingebaut, montiert. Damit die Leinwand auf dem Transport sich nicht bewegt, sondern möglichst starr bleibt, möglichst flach bleibt und keine Erschütterung auf die Leinwand kommt.“

Mit Leim, einer Hostaphanfolie, einer Heizspachtel und etwas sanfter Wärme haben die Fachfrauen lose Fassungen vorsichtig niedergelegt und mit Aquarellfarben kleine Stellen retuschiert.
Das Bild ist nun bereit für seine große Reise.

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