13 jüdische Schicksale

Schüler des Meranier Gymnasiums erforschen 13 jüdische Biografien

Do, 13. Dez. 2018

Im Februar 2017 finden Mitarbeiter des Lichtenfelser Landratsamtes ein unscheinbares Kuvert. Der Inhalt 13 jüdische Führerscheine. Die Schüler des P-Seminars des Meranier Gymnasiums haben die Geschichten recherchiert.

Francesca Schütz - Schülerin 
„Also, der Leo war vom Alphabet her eben der Erste und es war der erste Versuch, den wir unternommen haben, um einfach mal zu gucken, was können wir herausfinden, wie kann das alles funktionieren. Und dann haben wir erst einmal gegoogelt und sind eben auf die Website „find a grave“ gestoßen. Da sind eben ganz viele Gräber abgebildet und da haben wir eben sein Grab gefunden.“

Francesca Schütz erzählt die Geschichte von Leo Banemann. Er gehört zu 13 Juden, deren Führerscheine in der Reichspogromnacht eingezogen wurden. 80 Jahre später werden die Dokumente zufällig im Lichtenfelser Landratsamt gefunden. Die Schüler des „P-Seminars Geschichte“ des Meranier Gymnasiums haben die Geschichten erforscht. Sie haben auch Angehörige getroffen.

Francesca Schütz, Schülerin
„Also, ich glaub das Bewegendste war, wie wir sie am Flughafen abgeholt haben in Nürnberg, seine Enkelin und ihren Mann, weil dem Leo seine Geschichte ging ja gut zu Ende und dann einfach zu sehen, dass seine Enkelin, also jemanden halt da zu haben, der zu seiner Familie gehört, weil man hat das irgendwann so was wie eine Bindung zu dieser Person hat, wenn man so viel über sein Leben recherchiert. Und wie sie dann da war und ich eben Zeit mit ihr verbringen konnte, das war extrem bewegend.“

Leo Banemann überlebte, andere hatten weniger Glück: Fünf Führerinhaber wurden ermordet. Die Schüler haben alle 13 Schicksale lebendig werden lassen. Sie haben ihnen eine Ausstellung gewidmet und ein Buch gestaltet mit Fotos, Dokumenten und Briefen. Ein Jahr lang haben die Schüler in akribischer Detektivarbeit die Biografien nachverfolgt.

Lukas Franke - Schüler
„Man hat es viel näher jetzt. Und man kann es vielmehr mit erleben, was sie damals erleiden mussten.“

Luise Birkner - Schülerin
„Ich meine, alle wussten, dass Juden im Konzentrationslager ermordet wurden, aber jetzt hatten wir halt Namen. Das war dann der Alfred und die Anni und die Betty, die dann im Konzentrationslager ermordet wurden.“

Einige Führerscheine haben die Schüler im Rahmen einer Feierstunde nun an die Nachfahren ausgehändigt. Durch das P-Seminar sind zwischen den Schülern und den Angehörigen Freundschaften entstanden. Sogar in einer WhatsApp-Gruppe tauschen sie sich aus.

Sophie Rauh - Schülerin 
„Und diese Gruppe ist einfach Klasse, weil wir so den Kontakt aufrecht halten. Also wir sind schon Teil ihrer Familie quasi und da geht es zum Einem zwar auch um banale Dinge, wie 'guten Morgen', und 'was macht ihr heute so', was man halt so kennt, aber wir berichten halt auch darüber, wie wir weitermachen mit unserem Seminar.“

In Lichtenfels erinnern seit einigen Wochen Stolpersteine an das jüdische Leben. In die kleinen goldenen Platten sind auch die Namen der Juden geschrieben, die einst im Besitz der Führerscheine waren.

Kommentare

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Rubin LazovskyMo, 22. Apr 2019 · 21:39
Grossartige Arbeit der Schüler! Es darf nie in Vergessenheit geraten.

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